5 / 10 Punkten
 


Disc Facts:



Label: Warner

Spieldauer: 44:25 Min..

Tracklist:

-
Easy
-Alleinesein
-Suddenly
-Vorbei
-Being me
-I hate you
-No matter what it takes
-Walter
 (London or Manchester)
-Wherever
-Das geht vorbei


Release: 12.09.2008
 

Produktion:
Peter-John Vettese
José Alvarez-Brill
3Typen
 

Homepage:
www.peter-heppner.com
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Peter Heppner - Solo


Synthi-Pop für die modern(d)e Hausfrau!
Ehekrach im Hause Wolfsheim! Peter Heppner hat keinen Bock mehr ständig die Botten vom Rheinhard Markus weg zu räumen und auch sonst spricht man offenbar nur noch über den Anwalt. Kein Wunder dass sich Peter Traurig als singendes Gesicht der Hamburger Standfussballer zwischenzeitlich anderweitig bei Laune hält und nach zahlreichen vergoldeten Gastspielen in fremder Mission sich nun auch mal das eigene Näschen versilbern will. Ob das mal gut geht?

Solo“ lautet kurz und schmerzlos der Titel seines ersten Alleinganges, auch wenn Herr Heppner bei der musikalischen Gestaltung des Albums wohl ähnlich einsam gewesen sein dürfte, wie Frau Spears beim Einkauf in der Shopping Mall. Betreutes Musizieren trifft es da schon eher wenn man sich die umfangreiche Liste an Songwritern und Produzenten so anschaut, die sich hier mit verewigt haben: José Alvarez-Brill (Wolfsheim / Witt), Peter-John Vettese (Frankie goes to Hollywood, Annie Lennox, Pet Shop Boys), Dirk Riegner (Secret Discovery, Milú) und Olli Pinelli, um nur einige zu nennen. Außer den Betroffenen selbst wird vermutlich nur der Meister persönlich mit Bestimmtheit beziffern können, wie viel Heppner in diesem Solo tatsächlich steckt.

Dabei mutet „Solo“ auf den ersten Blick recht zutraulich an. Wer wie Peter mit Wolfsheim groß wurde, wird sich bei oberflächlicher Belauschung auf Anhieb wiederfinden. Doch der Friede erweist sich als trügerisch. Zu schnell zeigt dieses (Mach)Werk sein wahres Gesicht und erweist sich als substanzloses Retortenalbum, rund um eine einzigartige Stimme.

Stimme allein ist eben nicht alles. Und so neigen die gebotenen 45 Minuten Schlafzimmergequengel schonmal dazu sich selbst und andere zu ermüden. Vor allem wenn das musikalische Beiwerk derart flach ausfällt, dass man es auch gleich hätte ausblenden können. Simpler, mit pseudoalternativen Soundsprengseln verschnittener 08/15 Elektronikpop, der, zumeist im Schlafwagentempo vorgetragen, nicht nur dem Meister die Augenringe ins Gesicht schießen lässt. Und auch mir kribbelts beim Schreiben dieser Zeilen schon mächtig in den Füßen. Nur leider ist mir nicht nach Tanzen, eher nach einem Nickerchen.

Mit wenigen Ausnahmen kommt „Solo“ auf leisen Sohlen daher geschlichen und wagt sich selten über ein gemäßigtes Mid-Tempo hinaus. Offenbar nicht ohne Grund. Denn mit „Alleinesein“ erreicht „Solo“ (zum Glück) schon in den ersten Minuten seinen „rasanten“ Tiefpunkt. Von Kopf bis Fuß auf Hitsingle getrimmt, unterscheidet sich der Titel nur dank seines aufgepfropften 80er Gepluckers im Hintergrund von einer ölig grinsenden Schlagerhölle. Selbst ohne seinen naiven Pullerbacken-Refrain verbreitet „Alleinesein“ eindeutig zu viel Sonne für einen chronisch blassen Heppner.

Immerhin, es ist nicht alles Schrott was rostet. Genau genommen finden sich unter Zuhilfenahme von 2 Kannen Kaffee mit „Suddenly“, „Being Me“ oder „I Hate You“ sogar ein paar sehr annehmbare annehmbare Radio-Songs und „Vorbei“ gefällt sich derart gut in seiner Rolle, dass es zum Abschluss gleich nochmal ran darf. Aus ein mach zwei, Gott sei dank „Das geht vorbei!“ und schon hat der Künstler der Kreativität wieder ein Schnippchen geschlagen.

Wie man es dreht und wendet, „Solo“ bleibt in seiner Gesamtheit ein Album für die Hausfrau von Heute und dürfte die wenigsten von ihnen beim Bügeln stören. Es erhebt weder den Anspruch auf lyrische Gehirnakrobatik, noch auf musikalische Tiefe. Erst wenn einen jene einsam verirrte Textzeile aus „Suddenly“, ähnlich jener berüchtigten deutschsprachigen Zeile des Wolfsheim Klassikers „Sparrows and the Nightingales“, mit einem dreifach donnernden „I don´t give a fuck...“ unsanft aus dem Sekundenschlaf reißt, regt sich für einen Moment die Frage ob in Prinz Valium nicht doch ganz tief irgendwo ein Rocker schlummert.

Mit Blick auf die fünfjährige Durststrecke, die Wolfsheim Fans seit der letzten regulären Wolfsheim Scheibe „Casting Shadows“ erdulden mussten, ist „Solo“ ein müder Versuch den Massenmarkt zu bedienen, ohne die alten Fans vor den Kopf zu stoßen. Eine Eier legende Wollmilchsau, die letztlich keinem nützt und zeigt, dass Wolfsheim doch nicht nur aus Peter Heppner bestanden. Langweilig, eindimensional und letzten Endes überflüssig, passt sich der musikalische Inhalt des Albums seinem Cover an. Schlicht, grau, und nicht viel mehr als die Hälfte des Glücks. Wer die Zeichen zu Deuten vermag spart sich die Zeit und legt sich lieber richtig schlafen. In diesem Sinne, gute Nacht!

5/10

Ritti

Anspieltips:
-Suddenly
-Alleinesein
-Vorbei