6 / 10 Punkten
 


Disc Facts:



Label: Strange Ways / Indigo

Spieldauer: 123:04

Tracklist I:
-Intro
-Paddy
-Rightful King
-Wars only Wars
-Unsatisfied
-Keep in Mind
-Birthing of a Day
-Das Beil
-Übertrieben
-Healing Hands
-Endless rail
-Destination
-Escape

Tracklist II
-Die Taube
-Three Gipsies
-Tomatenfisch
-Hoywoi
-Underdrive
-You chained me up
-Come as you are
-One
-Schlaflied 2001
-Fuck-in-Tomatenfisch
-Sleep Well
 

WWW: Inchtabokatables.de

 

The Inchtabokatables - Ultimate Live:


Kinder wie die Zeit vergeht: Als vor etwa anderthalb Jahren das letzte Studioalbum der Berliner Saitenakrobaten und einstigen Vorzeige-Folk-Rocker um Sänger Robert Beckmann auf den Markt kam, wähnten viele Kollegen der Schreibenden Zunft die „Inchtabokatables“ auf dem bisherigen Höhepunkt ihres Schaffens und vergaben Höchstnoten für „Mitten im Krieg“.

Mittlerweile schreiben wir jedoch das Jahr 2002 und im Laufe der Zeit zeigte sich eine andere Seite der Medaille: Viele Fans verloren durch dieses Album den Bezug zur Band und kehrten dem Quintett kurzerhand den Rücken zu. Die Konsequenz daraus: „Mitten im Krieg“ floppte und versauerte missverstanden in den Regalen. Dieser Umstand war es dann wohl, der das ungewöhnliche Streich-Ensemble im Herbst vergangenen Jahres dazu bewog, einen Schlussstrich unter ihre mittlerweile 11-jährige Bandgeschichte zu ziehen und den Spielbetrieb bis auf weiteres einzustellen.

Nachdem sich die Berliner im Frühjahr mit der „Wir haben Fertig“ -Tour ausgiebig von ihren Fans verabschiedeten und am 28.09.2002 ein letztes Konzert in der Berliner Columbiahalle gaben, soll nun endgültig Schluss mit lustig sein. Um die dennoch zahlreich verblieben Fans nicht völlig im Regen stehen zu lassen, haben sich die Inchies jedoch noch ein besonderes Kleinod zum Abschied einfallen lassen: Eine Doppel-Live-CD mit allem was die Band in den letzten 11 Jahren ausgemacht hat. Und genau diese liegt nun nach mehreren Monaten Produktionszeit auf meinem Tisch und wartet darauf erforscht zu werden:

Natürlich war ich sehr gespannt, was sich hinter dem Titel „Ultimate Live“ verbergen würde und nach dem ersten Durchforsten der Tracklist, las sich das Ganze durchaus interessant: Fröhlich reihten sich Inchi-Klassiker wie „Wars only Wars“, „Keep in Mind“, „Die Taube“ oder „Das Beil“ neben den Stücken der letzten Platte ein und sogar der in zuletzt verweigerte „Tomatenfisch“ kommt noch einmal zum Einsatz.

Was sich aber meinem Gehörgang nach dem Einlegen der ersten CD erschloss, und fortan aus den Boxen rumpelte, klang jedoch so gar nicht mehr nach „Ultimate live“ und nötigte mir lediglich ein ernüchtertes Stutzen ab: Verwaschener, roher und teils vollkommen unausgegorener Sound erweckten bei mir eher den Eindruck eines aufgebrezelten Bootlegs, das in irgendeiner Hinterhofkaschemme durch den Quarkmixer gedreht wurde, denn den eines professionell abgemischten Live-Albums.

Nun mag es sicherlich Leute geben, denen eine zu glatte Produktion negativ aufstößt, doch in diesem Fall entpuppt sich das Vergnügen als wahrlich zweifelhaft. Nicht genug damit, dass Sänger Robert, der ja nun wirklich über ein vernehmbares Organ verfügt, stellenweise äußerst dünn herüber kommt. Nein! Dazu sind auch noch viele der neueren Stücke wie „Healing Hands“, „Birthing of a Day“ oder „Endless Rail“ dermaßen übersteuert abgemischt, dass man schon recht genau hinhören muss, um nicht den Faden zu verlieren.

Außerdem macht sich trotz der illustren Songauswahl spätestens auf der zweiten CD bei mir so etwas wie Kopfschütteln breit. Anstatt wirklich noch einmal alle Highlights der letzten Jahre aufzufahren verlegen sich die Inchies darauf, Coverversionen von Johnny Cash und Nirvana zu verwursten, sowie spezielle Versionen von „Tomatenfisch“ und „Sleep Well“ als einzelne Tracks hinterher zu schieben. Infolge dessen fehlen dafür Stücke, wie Listen the quiet, der allseits beliebte „Mountain Man“ und sogar die letzte Single-Veröffentlichung „Come with me“, was ich als äußerst schade empfinde.

Somit drängt sich mir ein insgesamt eher zwiespältiger Eindruck vom Unternehmen „Ultimate Live“ auf. Einerseits handelt es sich um das letzte Lebenszeichen einer ehemals innovativen und höchst einzigartigen Band und bietet über weite Strecken wirklich gute Unterhaltung mit echtem Live-Charakter (viele Songansagen wurden beispielsweise beibehalten), doch auf der anderen Seite wirkt die Umsetzung nicht sehr überzeugend: Wo die Band bei der Songauswahl noch gerade so die Kurve bekommt, hätte man seitens der Plattenfirma vielleicht doch besser ein paar Euro mehr in die Technik investieren sollen um einen ordentlichen Live-Sound auf die Beine zu stellen. So bildet „Ultimate Live“ nicht wirklich einen würdigen Abschied, der für nicht-Fans nur bedingt zu empfehlen ist und im Prinzip nach einem baldigen Comeback der Band schreit, um es einmal richtig in Angriff zu nehmen, das „Unternehmen Live“. So gibt es von mir maximal

6 / 10 Punkten

Der Ritter