7,5 / 10 Punkten
 


Disc Facts:



Label: Out Of Line / Universal

Spieldauer: 57:00 Min.

Tracklist:

-Declamation
-Follow The Trail Of Blood
-Never Surrender
-Fuckmachine
-Forgotten
-Just Like Me
-Slave To Machine
-Through These Eyes
  Of Pain
-Monster:Murder:Kill
-They
-Reclamation

Bonus DVD
-Electrohead (live)
-Get Out Of My Head (live)
-Without Emotions (live)
-Scarred (live)
-I Want Your Blood (live)

Release: 27.08.2010
 

Produktion:
Andy LaPlegua
 

Homepage:
www.combichrist.com 
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Combichrist – Making Monsters

Panzerchristen Combi AG...
So langsam macht er mir ein bisschen Angst, der gute Andy LaPlegua. Wie ein Maschinengewehr feuert der Norweger nun schon seit Jahren eine Industrialsalve nach der anderen auf die Tanzflächen der Welt ab. Und das ohne erkennbare Abnutzungserscheinungen. Im Gegenteil! Aus dem anfänglich belächelten Nebenprojekt ist ein beeindruckende Killermaschine geworden, der mit konventionellen Waffen kaum mehr beizukommen ist.

Nach dem 2009er Brecher „Today We Are All Demons“ und einer gigantischen Support-Tour im Schlepptau von Rammstein tritt LaPlegua mit „Making Monsters“ jeoch ein schweres Erbe an. Doch wie so oft konnte sich der Norweger auch dieses mal auf seine schier unerschöpfliche Kreativader verlassen und sei es nur das Gespür im richtigen Moment den passenden Haken zu schlagen.

So setzt LaPleagua zwar in weiten Teilen wieder auf die lieb gewonnenen Dampfhammer-Beats, ein zweites „Demons“ ist „Making Monsters“ aber dennoch nicht geworden. Und das ist, mit Blick auf den Antrommler „Follow The Trail Of Blood“, auch verdammt gut so. Während „Bleeding Through“-Shouter Brandon Schiepatti hier zu einem erschreckend geschmacksneutralen Gastauftritt kommt, drängt sich fast penetrant die Frage auf an welcher Stelle des Vorgängerwerks man diese Nummer schon mal einen Zacken giftiger gehört hat. Allzu typisch kommt der Combichrist Sound aus den Boxen gescheppert. Auch beim anschließenden „Never Surrender“ fühlt man sich sehr schnell heimisch. Perfekt getimete Sprach-Passagen und ein herrlich abgedrehte „winding Sounds“, die auch der Roboterstraße einer Industriefabrik hätten entstammen können, machen die Nummer jedoch zum absoluten Ereignis auf der Tanzfläche.

Wer dachte, das ginge nun ewig so weiter sieht sich getäuscht. „Throath Full Of Glass“ zieht mit Karacho die Handbremse und verlegt das Schlachtfeld vorübergehend ins Territorium der Nine Inch Nails, wo LaPlegua bereits mit seinem Projekt Panzer AG wichtige Aufklärungsarbeit geleistet hat. Neben der gewohnt griffigen Elektronik rückt hier der Gesang verstärkt in den Mittelpunkt, welcher die Nummer mit einem Schuss bemühter Verzweiflung gekonnt zu tragen versteht. Auch „Just Like Me“ zieht es in diese Richtung. Wer sich hier an den NIN Klassiker „Closer to God“ erinnert fühlt liegt nicht ganz verkehrt. Dass LaPlegua nicht zu den begnadetste Sängern unter der Sonne gehört, sondern sich bestenfalls auf das kreieren von Stimmungen versteht beweist er mit „Through These Eyes Of Pain“. In Momenten wie diesen zeigt sich der EBM-Rambo von seiner zerbrechlichen Seite und macht dabei einen herrlich zerschmetterten Eindruck. Nach „Among The Few“ auf dem Panzer AG Zweitling „Your World Is Burning“ hat damit auch Combichrist eine erstaunlich effektive Industrial-Ballade spendiert bekommen, die man sich in einer depressiven Stunde ruhig mal zu Gemüte führen sollte.

Im krassen Gegensatz dazu steht das Dritte Gesicht von „Making Monsters“. Neben dem typischen Fratzengeballer und der moderaten Industrial-Keule spendiert Andy LaPlegua seinem neuesten Output einen gehörigen Schuss technoider Trance-Klänge. Vor allem  „Fuckmachine“ dürfte Live dank schlagkräftiger Begleitung von Joe Letz und Trevor Friedrich ein ziemlicher Kracher werden. „Letz“tere sind auf der Albumfassung leider nicht vertreten, was der Nummer auf Dauer leider den Reiz nimmt. Auch die bemüht böse Schimpfwortprosa (welche sich obendrein ständig wiederholt) regt eher zum Schmunzeln an als dass sie provoziert. Dem steht die knapp 6 minütige Techno Sirene „Monster:Murder:Kill“ in nichts nach. Einmal durch den Vocoder gezogen, skandiert eine verfremdete Stimme immer wieder die selben Zeilen. Leider kommt die Nummer eher wie ein aufgeblasener Disco-Jingle daher denn als eigenständige Song. Die latent beleidigt vor sich hin jaulenden Synthies tun ihr Übriges zum vorzeitigen Druck auf die Skip Taste.

Während mit „Slave To Machine“ und „They“ zwischenzeitlich zwei herrlich typische CC-Clubkracher den Klang-Kompass einnorden, werden „Forgotten“ und „Reclamation“ wohl kaum den Weg in die Tanztempel finden. Hier löst sich LaPlegua abermals von seinem Böller Image und empfiehlt sich als Songschreiber für Endzeitmovies. Speziell das post-apokalyptisch daher walzende „Forgotten“ überzeugt auf dieser Ebene, ist als Partykracher aber natürlich nicht zu gebrauchen, wodurch das Album in der Mitte ein wenig den Schwung verliert. Auch das abschließende „Reclamation“ vermag keinen weiteren Akzente zu setzen und bleibt als Fortsetzung des Intros „Declamation“ eher eindimensional und blass.

Für die Fans zünftiger Baller Beats ist „Making Monsters“ somit wahrlich kein einfaches Pflaster. Obwohl LaPlegua an einigen Stellen das Gaspedal wieder gewaltig durch tritt, bleibt der steroide Adrenalinkick dieses Mal aus. Stattdessen bedient sich der Meister seiner selbst und verleibt seinem „Combichrist“ ein gehöriges Stück „Panzer AG“ ein. Zwar verzichtet er weiterhin auf den Einsatz von Gitarren, doch die songorientierten Midtempo-Stampfer verleihen dem Album eine gewisse Ernsthaftigkeit, die ihm sehr gut tut und einen wertvollen Gegenpol zu den technoiden Momenten setzt.

So ist „Making Monsters“ stilistisch ein sehr abwechslungsreiches Album geworden, dass dem Combichrist Sound zwar im weitesten Sinne fortführt, dennoch aber mit seinen Klüften für Zündstoff sorgen wird. Wie es eigentlich immer ist, wenn sich ein Spektrum verbreitert und verschiedene Stile aufeinander prallen. So vermag „Making Monsters“ bei weitem nicht in allen Momenten zu zünden, der Schritt zu mehr Abwechslung bewahrt Combichrist aber immerhin davor, ähnlich wie ein berühmtes Filmmonster, als hirnloser Hochspannungs-Klotz umher zu tapern.

Schade ist leider besonders, dass die Live-Drummer nicht auf dem Album vertreten sind. Dies wird besonders mit einem Blick auf die beiliegende Bonus DVD  deutlich, auf der sich die Herren (zu mäßiger bis unterirdischer Bildqualität) manche Schlacht gegen die Plastikwumme aus der Dose liefern. Zwar verrichtet der Drumcomputer auf „Making Monsters“ recht ordentlich seinen Job, die brachiale Power der Live-Shows bleibt mit den Konservenbeats aber nach wie vor unerreicht. Möglicherweise ist dies dem straffen Zeitplan geschuldet, dem sich das Album zwangsläufig unterordnen musste und ein Ansatzpunkt kommende Releases noch dynamischer zu gestalten.

Making Monster“ erweist sich daher als solide Zwischenstation mit vielen Stärken und einigen Schwächen, die möglicherweise neue Fans gewinnen können aber auch ein paar eingefleischte Combichristen vor das Electroköpfchen stoßen werden.

7,5/10 Punkten

 

Anspieltipps:

Never Surrender
Just Like Me
Through These Eyes Of Pain
They